kalte medien

Dienstag, 31. Januar 2006

"feine unterschiede taz bolz"

goetz
bordieu

Keine Freunde, auch nicht
bei Myspace: Goetz und Bordieu

Mal eben "feine unterschiede taz bolz" gegoogelt und das hier gefunden:

Montag, 30.3.98, Berlin.

1525. Nochmal von der anderen Seite her gesagt, zu dem Ding mit Prollkultur: daß sich die Ablehnung nicht gegen die Einzelmanifestationen, sondern gegen die VERFEINERUNG richtet und das von ihr mit hervorgebrachte Selbstgefallen an sich selber. Allein wegen dem scheußlichen Titel konnte ich die große 80er Jahre Bibel von Bourdieu nie lesen: Die feinen Unterschiede. Wie das dann von allen rauf und runter platt geprügelt und durchdekliniert wurde, wie das also so wäre, mit dem kulturellen Kapital, bla bla, bei 'uns'. Es apostrophieren sich die da zugeschalteten Intellektuellen in den entsprechenden Diskursen mit einem 'wir', von dem ich immer nur sagen muß: ich nicht. Bin ich nicht dabei. Feine Unterschiede: finde ich scheiße. Will ich nichts damit zu tun haben. Habe ich keinen Spaß daran. Ist für mich kein Kapital, sondern ein Stumpfsinn. Entwickelt sich manchmal unabsichtlich, schaut man dann schleunigst, daß man wieder weg kommt davon. Daß man so weit Distanz gewinnt, daß die feinen Unterschiede keine mehr sind, weil sie verschwunden sind. Als Gegenargument wird dann gesagt, kam auch schon mal von Konrad in dem Zusammenhang: ja, das ist natürlich die letzte Verfeinerung, Verfeinerung abzulehnen. NEIN. Es ist KEINE Verfeinerung dieser Kategorie, sondern ihre insgesamte ABLEHNUNG. Daß man eben nicht von ihr geführt wahrnimmt, beobachtet, interpretiert. Daß man sich einfach nur davon ABWENDET, wo man sieht, daß damit groß rumgemacht wird oder haarklein hantiert. Die machen das, bis alles kurz und klein verfeinert ist. Und ich lese inzwischen noch bißchen Zeitung. PRAXIS.

Aus: Rainald Goetz, Abfall für alle

Irgendwie ganz schön, wenn sich so die Stimmen aus den Archiven des Netzes zu Wort melden. Was ich allerdings nicht verstehe, ist warum der hier rauskommt, wenn man nach Bildern von Pierre Bourdieu sucht. Naja, immerhin ist er bis jetzt ruhig geblieben

Noch mehr Neubürger

sigma

Eigentlich dachte ich ja, dass sich die ganze Bürgerlichkeits-Neokon-Spießer-Debatte nun langsam in ihren wohlverdienten Ruhestand begibt, aber offensichtlich darf jeder mal. Heute also ein Einwurf von Jens Bisky in der SZ, wieder nicht online, und größtenteils auch zu vernachlässigen, weil der aus irgendeinem Grund „neue Bürgerlichkeit“, wenn es sie denn gäbe, nicht nur für eine erstrebenswerte Lebensform hält, sondern eben diesen Wunsch seltsamerweise auch noch der taz unterstellt, in der sie, so liest er das, beschworen wird, „als gelte es einen neuen Weg zum Heil zu erporben.“ Da muss ich was überlesen haben. Egal. Heute jedenfalls ist dort Jan Engelmann dran, der so wenig kapiert hat wie kaum jemand. Das fängt damit an, dass er sich an einer Debatte beteiligt, die er, beliebter Vorwurf, in erster Linie für eine eitle Nabelschau im Journalistenmillieu hält, und hört leider nicht damit auf, in die Empirie der Sigma-Millieus abzurutschen.

Zitat 1:
„Bei sämtlichen Feuilleton-Debatten steht eines ganz bestimmt nie zur Debatte: das eigene, enge Milieu der beteiligen Journalisten. So werden Partygespräche im Berliner Kollegen- und Bekanntenkreis umstandslos zu kulturellen Großwetterlagen hochgerechnet“

Keine Ahnung, wie etwas gleichzeitig zur kulturellen Großwetterlage hochgerechnet werden kann und doch gar nicht zur Debatte stehen, aber wie auch immer das gelingt: Die persönliche Befindlichkeit ist mir persönlich als Ausgangspunkt journalisitscher Themen oder Ideen immer noch lieber als ein sich an Zielgruppen und Marktforschungen heranschwänzelndes Servicegedudel („das wollen die Leute lesen“). Ins gleiche, nämlich ins eigene Fleisch, schneidet sich Engelmann auch mit dem Vorwurf, das alles sei ja auch nur in Berlin ein Thema: Das gilt zum einen für vieles, und führt trotzdem nicht zwangsläufig zu Schreibverboten, und ist, zum anderen halt Teil des Themas. Wo soll man denn sonst die Zunahme von Blumentöpchen im öffentlichen Raum als Symptom gesellschaftlicher Veränderungen deuten – im Voralpenland?

Im Wesentlichen stellt Engelmann die Debatte von den Füßen auf den Kopf:

Zitat 2:
Nur einmal angenommen, die Diagnose einer zunehmenden Verbürgerlichung ehemals linksalternativer und hedonistischer Milieus wäre kein Medienhype, sondern richtig ernst gemeint - woran ließe sie sich denn nachweisen? An der Stimmenverteilung bei Wahlen etwa?

Tja. Leider eben nicht mehr, war das nicht der Punkt? Dazu auch noch:

Zitat 3:
„Und in der Tat kann man, dazu bedarf es wohl keiner empirischen Forschung, sich sehr gut ausmalen, dass eine "freigesetzte" Webdesignerin, der es leider an so genannter Entlassungsproduktivität mangelt, einen festen Job zur Abwechslung mal ganz dufte fände. Aber die gerade kursierende Verbürgerlichungsthese besagt ja im Grunde, dass diese Suche nach einer "neuen Verbindlichkeit" (Michael Rutschky) bereits so weit geht, dass solche Leute gleich Merkel gut finden und damit ihre Zustimmung zu den bestehenden Verhältnissen demonstrieren.“

Das besagt vielleicht die verkürzte Interpretation dieser „kursierenden Verbürgerlichungsthese“. Die Langversion dagegen versucht so differenziert wie möglich die Frage zu klären, wie stark sich Stilfragen noch mit Lebensmodellen überschneiden. Interessant ist das vor allem deshalb, weil mittlerweile die schöne bunte Warenwelt da draußen voller ideologischer Energie steckt, weil sich also die Menschen sehr genau überlegen, ob sie ein Sofa bei Ikea, auf dem Flohmarkt oder im Stilwerk kaufen, einen iPod oder einen funktionstüchtigen MP3-Player, ein T-Shirt von American Apparel oder C&A. Das hat mit „Blumentöpchen“ und „Minigolf“ sehr wenig und mit „Retroposen“ gar nichts zu tun. Und darauf, was „solche Leute“ wählen, kommt es dann auch nicht mehr an. Das ist das große Mißverständnis: Das der Wahlzettel der entscheidende Beleg für die These von der „neuen Bürgerlichkeit“ ist. Er ist nur eine stilistische Entscheidung von vielen.

Donnerstag, 26. Januar 2006

Medienkompetenz Folge 01: Taktische Anzeigenplatzierung

eon
Aus der Landeszeitung Lüneburg vom 21./22. Januar und leider kein Fake. Zum Vergleich: Fotos hier und hier.
Mit Dank an Rote Sonne.

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Über Die mechanische Braut

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Marshall McLuhan: "Die mechanische Braut"

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